Systemisch - konstruktivistischer Ansatz
Im systemisch-konstruktivistischen Ansatz wird klassisch vom Begriff "System" ausgegangen.
Systemisch bedeutet, dass alles mit allem zusammenhängt und wir uns unsere Realitätswahrnehmung selbst konstruieren.
Das Modell dieses Ansatzes besagt, dass wir nicht über "die Welt" sprechen können, sondern nur über unsere jeweils individuell konstruierte "Landkarte" der Welt in uns.
Deshalb ist jeder Mensch alleinige*r Expert*in ihrer/seiner Wirklichkeit. Nur ihre/seine Seele kennt die Antworten...
Als Expert*in meiner Lebensgeschichte trage ich die benötigten Ressourcen für die Lösungen meiner Probleme bereits in mir. Ein*e Therapeut*in hilft in der Regel lediglich dabei, diese wahrzunehmen und zu aktivieren.
Der Fokus dieses Ansatzes ist vielmehr auf die Gestaltung der Zukunft und auf mögliche Lösungen, als auf das "Durcharbeiten" von Vergangenheit, Problemen und deren Ursachen gerichtet. Aus dem Grund, dass die menschliche Seele und ihre Existenzumstände viel zu komplex und ineinander verwickelt sind, so dass die Ursache-Wirkungs-Beziehungen logisch und deterministisch oft nicht mehr nachvollziehbar sind. Und weil der übermäßige Fokus auf frühere Probleme häufig sogar den Blick für neue, lebendige und frische Wege verstellt und somit positive Veränderungen verhindert.
Darum lauten die systemischen Fragen oft nicht "warum?" und "woher?" sondern "wozu?", "wie?" und "wohin?".
Als "Symptomträger*in" wird oft nicht eine einzelne Person, sondern ein System betrachtet, in dem sich das Individuum befindet: Familie, Organisation, Einheit aus Körper, Geist und Seele. Somit sind die psychischen Probleme eine*r Einzelnen oft als das Resultat dysfunktionaler Wechselbeziehungen des ganzen Systems zu sehen.
Das kleinste System besteht aus zwei Einheiten, z. B. meinem Kopf und meinem Herzen. Ein größeres System kann beispielsweise ein Team sein oder MEIN inneres Team aus mehreren Teilen meiner Persönlichkeit.
Alle Einzelelemente eines Systems sind miteinander verbunden, in Bewegung und wirken stets aufeinander ein. Oft ist diese Wechselwirkung kognitiv nicht mehr nachvollziehbar. Indem man das ganze System betrachtet, erkennt man Beziehungen und Wechselwirkungen und bekommt ein Gefühl für die einzelnen Elemente: ihre Eigenschaften, Rollen, Aufgaben, Funktionen.
Um Muster und Interaktionsstrukturen eines Systems zu verstehen, kann ich mit einzelnen Elementen in einen Dialog treten, um eigene Sichtweisen zu wechseln und Perspektiven der anderen Elemente zu übernehmen. So erfahre ich, wer/was oder welche Rolle im System spielt bzw. welche Funktion erfüllt und wie sich die Elemente auf mich auswirken.
Welches System Sie hier betrachten und wer/was alles dazugehört, bestimmen Sie selbst. Es ergibt sich aus Ihrem Anliegen.